… sie leben auch genussvoller. 

Stellen Sie sich vor, Sie haben eine sehr wichtige Aufgabe zu erfüllen (eine Prüfung abzulegen, eine wichtige Präsentation zu halten, Ihre kontroverse Meinung zu einem Thema zu vertreten, Stellung gegenüber Ihrem Vorgesetzten zu beziehen, sich von Ihrem Lebenspartner zu trennen; die Liste könnte beliebig fortgesetzt werden …) 

Stellen Sie sich nun vor, wie Sie über diese problematische Situation denken. Sie haben im Grunde zwei Möglichkeiten: 

Sie könnten denken: „Ich bin hilflos. Ich bin anderen Menschen ausgeliefert. Ich bin den Umständen ausgeliefert. Ich bin unfähig. Nichts, was ich anpacke, gelingt mir.“ Was erzeugt das für ein Gefühl?

Oder Sie könnten denken: „Ich habe die Kontrolle über mich und mein Leben. Ich habe schon oft gezeigt, was ich kann. Vieles was ich begonnen haben, war erfolgreich.“ Wie ist nun Ihr Gefühl?

Optimisten leben länger…

… das ist nicht nur ein Spruch, sondern wissenschaftlich belegt! Optimismus ist eine geistige Form der Selbstverteidigung.

Wenn Sie optimistisch sind, wirkt sich das auf alle Bereiche Ihres Lebens aus.

Wäre es nicht erstrebenswert, gelassener, souveräner und sicherer mit Hindernissen im Leben umgehen zu können?

Es gibt gute Gründe ins Lager der Optimisten zu wechseln oder die Frage nach dem „Warum?“:

  • Optimismus macht gute Gefühle
  • Optimismus verbessert die geistigen Fähigkeiten
  • Optimismus wirkt sich positiv auf das körperliche Befinden aus
  • Optimismus hat berufliche und finanzielle Vorteile
  • Optimismus wirkt sich positiv auf zwischenmenschliche Beziehungen aus

Strategien für mehr Optimismus oder die Frage nach dem „Wie?“

  • Optimisten suchen die Gesellschaft anderer Optimisten und meiden die Gesellschaft von Pessimisten
  • Optimisten lenken die Aufmerksamkeit auf das Gute im Leben und auf ihre Stärken
  • Optimisten machen das Beste aus unangenehmen Situationen, die sie nicht vermeiden können
  • Optimisten haben die Einstellung, dass sie die Kontrolle über sich und ihr Leben haben
  • Optimisten glauben an sich und daran, dass ihnen die Dinge gelingen, die sie anpacken

Eine optimistische Einstellung ist nicht angeboren. Wir können uns entscheiden, ins Lager der Optimisten zu wechseln. Dadurch werden eventuell Hindernisse im Leben nicht kleiner, aber der Umgang mit ihnen ist deutlich angenehmer.

Vor allem Neuen steht eine Endscheidung!

Untersuchungen zeigen, dass Menschen mit einer optimistischen Lebenseinstellung gesünder sind als pessimistisch eingestellte Menschen. Wenn Optimisten in eine problematische Situation geraten, z.B. erkranken, dann richten sie ihre Aufmerksamkeit und ihre ganze Energie auf das Gesundwerden, indem sie durch positive Vorstellungen und Selbstgespräche ihre inneren Selbstheilungskräfte mobilisieren. Damit nicht ein falscher Eindruck entsteht, es geht nicht darum, dass Optimisten nicht auch ärztliche Unterstützung benötigen würden, es geht darum, dass Optimisten in der Lage sind, ihre (missliche) Situation anders zu bewerten. 

Ein Beispiel aus meinem Leben. Ich bezeichne mich als einen unerschütterlichen Optimisten und sehe es als meine Lebensaufgabe an, so genussvoll wie möglich mein Hiersein zu gestalten. Mit Mitte zwanzig musste ich wiederholt operiert werden. Ich kannte das Procedere von Operationsvorbereitung und mir war durchaus bewusst, dass das Aufwachen aus einer Operation in der Körpermitte nicht ganz so genussvoll sein würde. Meine Zimmernachbarin war auch eine „Wiederholungstäterin“. Gleichzeitig bezogen wir unser Krankenquartier, gleichzeitig wurden wir auf die anstehenden OP´s vorbereitet. Am gleichen Tag sollten wir „unters Messer“. Viele Gemeinsamkeiten. Es gab aber einen wichtigen Unterschied: Meine Zimmernachbarin berichtete unentwegt von den Problemen der ersten Operation. Sie holte sich immer wieder ihre schmerzlichen und schwierigen Situationen ins Gedächtnis zurück. Was sie völlig überging war, dass sie aus dieser Situation trotz vieler Probleme ja nun doch lebend herausgekommen war; dass ein Heilungsprozess ja nun irgendwann eingetreten war; dass sie doch auf ihren eigenen Beinen und bei vollem Verstand in der Lage war, eine Folgeoperation zu überstehen. 

Meine Gedanken richteten sich von vornherein auf das Danach. Die Fragen nach dem Überstehen der Operation und ihr gutes Gelingen stellten sich mir gar nicht. Ich war mir sicher, dass das eintreten würde. Ich wollte nur wissen, wann ich das Krankenhaus wieder verlassen könnte und in mein genussvolles Leben wieder einsteigen konnte. Das machte mich natürlich nicht zum Lieblingspatienten, aber es gab mir die notwendige Energie, die ich benötigte, um schnell und erfolgreich aus dieser Situation herauszukommen. 

Das Ergebnis war, dass ich das Krankenhaus nach sehr kurzer Zeit und auch wohlfühlend verlassen konnte, während die Prophezeiungen der Zimmernachbarin eingetreten waren. Sie hatte sehr lange mit vielen schon vorher angekündigten Problemen zu kämpfen.

Auch hier bitte ich keinen falschen Eindruck zu bekommen: Bauchoperationen tun weh, Narkosen haben Nebenwirkungen, den Aufenthalt auf Intensivstationen sollte man nicht mit einem Wellnessurlaub verwechseln. Es geht auch nicht um Verdrängung. Es geht um die Bewertung einer Situation. 

Unsere Gedanken werden von Gefühlen geprägt. Daraus wiederum ergibt sich ein Verhalten. Denke ich also, dass ich trotz der Hindernisse eine Aufgabe bewältigen kann, dann werde ich mich anders verhalten, als wenn ich denke, dass ich wegen der Hindernisse die Aufgabe nicht bewältigen kann. 

Wenn es also nun doch so ist, dass die Aufgabe bewältigt werden muss, dann kann ich mich doch entscheiden, es so genussvoll wie möglich zu machen oder wie eine sehr kluge Frau einmal gesagt hat: „Fürs Leiden gibt es keine Rabattmarken.“ (Barbara Herrmann; VIA – Werkstatt für Psychologische Aus- und Weiterbildung) 

Dieses Argument könnte allerdings vom Pessimisten genutzt werden, indem er erwidert: „Wer nichts Positives erwartet, kann auch nicht enttäuscht werden.“ Oder: „Wer mit dem Schlimmsten rechnet, erlebt keine bösen Überraschungen.“ Übersetzt: Wer nichts erwartet kommt gar nicht ins Leiden hinein. Der Preis für dieses scheinbare Hoch auf einen ungewissen Realismus ist wenig genussvoll: unser Gehirn ist in der Lage, allein durch unsere Vorstellungskraft, körperliche Reaktionen zu erzeugen, so als wäre man tatsächlich in der Situation. (Bei der ursachenauflösenden Hypnose machen wir uns das zunutze.) Die Folge ist eine Daueranspannung bei der ständigen Beschäftigung mit eventuellen Katastrophen. Das stelle ich mir sehr anstrengend vor. Ich nehme Enttäuschungen und Herausforderungen gerne an, denn ich weiß, dass die Zeit außerhalb dieser Situationen entspannt, fröhlich und energiegeladen ist. Auch behaupte ich, dass diese bösen Überraschungen und Enttäuschungen bei Menschen, die sie von vornherein erwarten, auch häufiger eintreten. In der Psychologie nennt man das „sich selbst erfüllende Prophezeiungen.“ 

Daher möchte ich auf keinen Fall mit einem Pessimisten tauschen und halte es lieber mit Theodor Fontane: „Optimist ist einer, der ein Dutzend Austern bestellt, in der Hoffnung, sie mit der Perle, die er darin findet, bezahlen zu können.“

Zu einer optimistischen Lebenseinstellung gehört eine weitere Fähigkeit, die ebenso erlernbar ist und Garant für ein überwiegend genussvolles Dasein:

Resilienz

… die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen. (Duden)

Leidvolle Gefühle gehören zum Leben dazu. Das wissen wir alle. Auch gelingt es uns nicht immer aus unangenehmen Situationen zu flüchten oder sie zu vermeiden. Es ist nicht sinnvoll leidvolle Gefühle zu unterdrücken. Stattdessen wollen sie wahrgenommen und verarbeitet werden. Wir wissen schon, dass dies Optimisten besser gelingt. Menschen mit Resilienz gelingt das ebenso schneller, sie verharren ebenfalls nicht an einem Tiefpunkt. So sind beide Fähigkeiten eng miteinander verbunden. 

Resilienzfaktoren oder Anleitung zum Erlernen von Resilienz (Herausgeber ist die amerikanische Psychologenvereinigung):

  • Selbstbewusstsein: Glauben Sie an Ihre eigene Stärke? Denken Sie positiv über sich.
  • Kontaktfreude: Suchen Sie sich aktiv Partner zur Unterstützung? Bauen Sie soziale Beziehungen auf.
  • Gefühlsstabilität: Schaffen Sie es, Ihre Gefühle zu steuern? Achten Sie auf sich selbst.
  • Optimismus: Haben Sie die feste Überzeugung, dass sich die Dinge – früher oder später- zum Guten wenden werden? Akzeptieren Sie den Wandel als etwas, das zu Leben gehört.
  • Handlungskontrolle: Reagieren Sie impulsiv oder können Sie Ihre Situation überlegt kontrollieren? Treffen Sie aktiv Entscheidungen und verlassen die Opferrolle. Sehen Sie die Dinge aus einer langfristigen Perspektive.
  • Realismus: Sind Sie in der Lage, realistische Ziele zu wählen? Können Sie konstruktiv mit Schwierigkeiten umgehen? Glauben Sie an Ihre (realistischen) Ziele und Ihr Können.
  • Analysestärke: Sind Sie in der Lage, die Perspektive zu ändern und Ihre eigenen eingefahrenen Denkpfade zu verlassen, um bessere Lösungen erkennen zu können? Betrachten Sie Krisen nicht als unüberwindbare Probleme.

Ich persönlich finde es wunderbar, dass ich die Entscheidung habe, wie ich mein Leben mit allen Hochs und Tiefs gestalten kann. Natürlich hat das auch „Nachteile“:

  • Ich kann mich nicht „drücken“; ich muss Verantwortung übernehmen, ohne sie ist es nicht möglich Entscheidungen zu treffen und zu leben. 
  • Ich kann mich nicht in den Club der „Dauernörgler“ und „Immerjammrer“ einreihen. Da fehlt dann manchmal der Gesprächsstoff …
  • Ich werde manchmal vom Leben überrascht, nicht immer so wie ich es gerne hätte …

Aber ich finde, dass die Vorteile deutlich überwiegen und freue mich jetzt schon aufs nächste herzerfüllende laute Lachen und auf den Schalk, den das Leben anbietet. Ich bin davon Überzeugt, dass Optimisten nicht nur länger, sondern vor allem viel genussvoller leben! 

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